Mein neues MacBook hat nur eine kleine SSD. Die Daten will ich gerne in die Cloud schieben. Aber es gibt so viele!
Für mein Problem der Cloud-Auslagerung ist Bitcasa also der Heiland. Alles ist gut und wir können nach Hause zu unseren Lieblings-Advice-Animals surfen1?
Nee.
Denn Bitcasa ist nur ein Teil meines persönlichen Speicherplatzbewältigungsmechanismus.
In diesem Epilog möchte ich vom Rest berichten, einzwei nützliche Tools erwähnen und schließlich ein Fazit ziehen.
Alternativdatenträgerspeicherung
Als ich mein MacBook letztes Jahr bekam, hatte ich erstmal keine Zeit, großartig herum zu experimentieren. Not macht langweilig und so besorgte ich mir als kurzfristige und mittlerweile zusätzliche Lösung eine externe Festplatte.
Cool wäre es gewesen, eine Platte mit Apples neuem Thunderbolt-Anschluss zu bekommen. Aber davon gibt’s weder viele, noch sind die besonders günstig.
Ich hab das Nächstbeste genommen: USB 3.0. Eine Toshiba-1-TB-Platte beherbergt jetzt meine Daten. Und ist außerdem zweites Time-Machine-Ziel beim Backup. Wir könnten ja von einem Asteroiden… ihr wisst schon.
Schon bevor ich mein Notebook bekam, gab es ein Kickstarter-Projekt, das ich interessant fand. Das Nifty Mini Drive ist ein microSD→SD-Adapter, extra für MacBooks. Der Adapter verschwindet ohne Überstand im SD-Port des Geräts und ist dafür gedacht, längere Zeit im Gehäuse zu bleiben. Die momentane größte microSD-Karte liefert 64 GB, immerhin zusätzliche 25% meines internen MacBook-Speichers.
Ich backte unterstützte das Projekt und bestellte ein Drive. Wie das so ist bei Kickstarter-Kampagnen: Das dauert alles etwas. Es gab einen Haufen Verzögerungen. Aber tatsächlich liegt seit letzter Woche das Nifty Mini Drive bei mir zu Hause und wartet auf das Ankommen der microSD-Karte. Damit ich das Ding endlich benutzen kann.
Musik-Vercloudung
Musik besitzt man mittlerweile nicht mehr. Man mietet sie. Gestreamt aus der Cloud.
Spotify ist synonym mit dem Modell. Für 10 Euro greift man über das Programm auf einen Musikkatalog zu, der größer ist, als alles, was man zu Lebzeiten hören kann. Für jeden gehörten Track zahlt dann Spotify dem Künstler eine Gebühr aus, die ungefähr so hoch ist wie der Wirkstoffanteil in Globuli.
Für mobile Geräte gibt’s ebenfalls Anwendungen, die dann auch das Speichern von Musik zur Offlinehörung erlauben.2
Neben Spotify gibt’s noch Rdio, das im wesentlichen den selben Service anbietet. Der Katalog ist fast gleich, die Monatsgebühr ebenso, es gibt Desktop- und Mobilapps, die Facebook-Integration ist nicht ganz so tief wie bei Spotify. Mir gefiel bei Rdio die Desktop-App allerdings besser als bei Spotify3, so dass ich nun seit ein paar Monaten Rdio zum Musikhören nutze. Ein kleines schlechtes Gewissen wegen der schlechten Künstlerbezahlung habe ich allerdings immer noch.
Abgesehen davon bin ich mit Rdio auch ganz zufrieden. Hier und da hakt’s noch etwas (manche Ansichten sind nicht so, wie erwartet; das Handling manchmal unintuitiv; wenn das Playlist-nächste Lied nicht auf dem Handy ist wird es ungefragt gestreamt, auch aus dem mobilen Datennetz; die mobile App setzt ein Lied nach längerer Pause nicht an der alten Stelle fort) aber damit kann ich leben.
Rdio zu benutzen passte auch gut zu meinem neuen Handy. Seit Oktober habe ich ein iPhone 5 — allerdings in der Ausführung mit geringstem Speicherplatz. Da kam die Musik-Cloud wie gerufen.
Bild-Vercloudung
Bilder lade ich schon seit einiger Zeit bei Picasa hoch. Allerdings nicht primär, um die Daten dort abzulegen, sondern hauptsächlich, um sie dort zu teilen. Ich habe sogar Extraspeicher dort gekauft.
Natürlich könnte man Picasa auch als Bilder-Cloud benutzen4, aber das ist schon eine wirklich weite Uminterpretation des Dienstes. Qualitätsverlust und Informationsverlust integriert. Sharen: ja; Cloud: nein.
EncFS / BoxCryptor
Wir alle wissen, dass die Leute beim FBI nur darauf warten, die Hausarbeiten der Deutschen auszuspionieren. Deswegen, aus ernsthafteren Gründen, oder weil man es schlichtweg kann, macht es vielleicht Sinn, seine Daten in der Cloud zu verschlüsseln. Entweder direkt alles, oder nur einzelne Ordner.
Allerdings ist nicht jede Art der Dateiverschlüsselung für die Cloud geeignet, etwa weil viele einzelne verschlüsselte Dateien in einer großen Gesamtdatei verwaltet werden (TrueCrypt, z.B.).
EncFS allerdings verschlüsselt jede Datei einzeln — und ist damit wie geschaffen für die Cloud. Ein cloudgespeicherter Ordner ist mountbar im lokalen System und von da an als ganz normaler Ordner zu benutzen. Ziemlich bequem.
Um’s noch bequemer zu machen, gibt’s BoxCryptor. Eine Art Endbenutzerumsetzung für EncFS. In bunt. Gibt es für (fast) sämtliche Betriebssysteme und ersetzt die Kommandozeilenhandhabung von EncFS durch hübsche, klickbare Dialogfenster. Macht die Verschlüsselung super einfach zu benutzen.
BoxCryptor benutzt unter der Haube vollständig EncFS, so dass es überhaupt nicht schlimm ist, dass eine Linux-Version davon fehlt. Die Macher haben sogar eine Anleitung gepostet, wie man seinen BoxCryptor-verschlüsselten Ordner in Linux mountet.5
BoxCryptor erlaubt in seiner freien Version das gleichzeitige Mounten eines einzigen Geräts. Möchte man mehr, muss man bezahlen.6
Ich speichere mittlerweile verschlüsselt Rechnungen und Kontoauszüge in der Dropbox. Außerdem habe ich damit begonnen, die bei Bitcasa hochgeladenen Bilder zu verschlüsseln — aber von dessen Sinnhaftigkeit bin ich noch nicht überzeugt.
Backup in der Cloud
Immer wieder habe ich das Bedürfnis, ein Backup meiner Dateien in die Cloud zu jagen. Dann fällt mir ein, dass mein Upstream scheiße ist und ich lasse es sein.
Hätte ich schnelleren Upload, oder wäre ich geduldiger, ich würde Backblaze benutzen. Der Dienst ist super sympathisch7, kostet mit 4 bis 5 US-Dollar pro Monat nicht die Welt und hat ein Tool, das allen Backup-Aufwand abnimmt — für Windows und Mac.
Der Martin benutzt das, vielleicht will er uns ja von seinen Erfahrungen berichten…?
Es gibt noch viel mehr Cloud-Backup-Anbieter da draußen, aber irgendwie führt mich meine Recherche dann doch immer wieder zu Backblaze.
Fazit
Ich habe mittlerweile meinen modus operandi cloudus gefunden.
- Wichtige Dateien und Dateien, die ich mit anderen kollaborativ bearbeiten möchte, kommen in die Dropbox.
- Gekaufte Musik, Musik-Mixe, Fotos und vielleicht in Zukunft noch mehr lade ich zu Bitcasa und streame ich von dort.
- Musik-Alben und einzelne Tracks höre ich über Rdio.
- Damit ich auch offline alle meine Daten habe, habe ich eine externe Festplatte und eine SD-Karte.
- Backups landen auf meinem Fileserver im LAN und auf der externen Festplatte, vielleicht auch irgendwann mal bei Backblaze. Wichtige, sensible undoder arg persönliche Daten werden mit EncFS/BoxCryptor verschlüsselt.
- Der Vollständigkeit halber: Der Fileserver läuft mit Ubuntu und AFP, die Dateien von der Arbeit mounte ich via SSHFS.
Das funktioniert für mich hervorragend, setzt aber natürlich an vielen Stellen ein Onlinesein voraus.
Das war’s mit »Andi vs. Die Cloud«. Danke für’s zulesen.
Ich hoffe, ich konnte euch etwas beim Cloud-Kram inspirieren und unterhalten — und vielleicht habt ihr ja sogar etwas Neues gelernt.
Wie ist denn eigentlich eure Cloud-Nutzung?
- So doof! Von den Advice Animals sind nur ein Bruchteil tatsächlich Tiere. Tzes.
- Und wenn man bei der Telekom ist, dann kann man auf sämtliche Netzneutralität scheißen und Spotify sogar mobil Flatrate-ig nutzen.
- Im wesentlichen ist sie weiß. Außerdem ist der Katalog nach Alben geordnet.
- Es scheint sogar FUSE-Umsetzungen zu geben: GDataFs und picasafuse — aber beide sehen unfertig aus.
- Ich musste in meiner Ubuntu-Version allerdings noch diesen Fix anwenden.
- Alternativ könnt ihr natürlich auch auf dem Mac EncFS benutzen.
$ encfs "/Volumes/Bitcasa Infinite Drive/My Infinite/Pictures.bc/" /Users/Andi/Desktop/tempMount/
— Vorausgesetzt, ihr habt encfs vorher installiert. Über Homebrew oder Port z.B. Aber ihr solltet euch fragen, ob ihr die Programmierer von guter Software nicht unterstützen wollt. Soviel ist das bei BoxCryptor jetzt auch nicht.
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